“Nachhaltigkeit”: Die CO2-Rechnung der Formel-E geht niemals auf

Publiziert von Markus Heinzer am

Heute schreibt “DerBund” im Front-Kommentar:

Die Formel E kann für die Zukunft der Elektromobilität wegweisend sein. Experten sind sich einig, dass die technologischen Fortschritte auf den Strassenverkehr übertragbar sind. Und die Formel E kann dem elektronischen Antrieb zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft verhelfen.

https://www.derbund.ch/bern/die-formel-e-ist-da-darf-man-sich-freuen/story/13840902 (Hervorhebungen durch Formel-E-ade)

Dass die Formel-E “technologische Fortschritte” bewirkt, und dass sich diese auf den Strassenverkehr übertragen lassen, ist mehr als zweifelhaft (siehe dazu diesen Artikel). Da helfen auch die namenlosen “Experten”, die sich offenbar “einig” sind, nicht weiter.

CO2-Bilanz der Formel-E

Mit ihren “Sustainability Reports” (2016 / 2018) zeigt die FIA-Formel-E auf, was sie im Umweltbereich alles tut. Das ist grundsätzlich löblich und wirft auch ein schiefes Licht auf die vielen anderen Renn-Serien, bei denen es nicht einmal solche Reports gibt. Trotzdem sprechen diese Berichte eine klare Sprache: Die Formel-E-Serie verursacht enorm viel CO2! Die Grössenordnung wird aus folgender Darstellung klar:

Seite 36 des Berichts von 2016 (ergänzt mit 2018)

Positiver Impact der Formel-E auf den E-Auto-Verkauf?

Eine Prognose von Ernst&Young aus dem Jahr 2013 rechnet als Benefit der gesamten Formel-E-Rennserie über die folgenden 25 Jahre (2015-2040):

Formula E Sustainability Report 2016, p. 43

Dank der Formel-E-Rennserie sollen also weltweit in 25 Jahren bis zu 77 Millionen zusätzliche elektrische Autos verkauft werden. Damit sollen 900 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente verhindert werden. Dies entspricht offenbar dem CO2-Ausstoss von ganz Italien über zwei Jahre. Das wäre eine unglaubliche Leistung: Wir organisieren eine neue, zusätzliche Rennserie und sparen damit im Total unglaublich viel CO2 ein.

Leider bleibt völlig unklar, wie so etwas je prognostiziert werden soll. E&Y hat dazu offenbar mit einer eigens für die Formel-E entwickelten Methodologie einen “GreenAccelerationFactor(GAF)” eruiert. Leider ist die Methodologie nirgends im Detail öffentlich dokumentiert (Präsentation von Ernst&Young).

Interessant ist dabei auch, dass immer von “additional electric vehicles” gesprochen wird. Nachhaltig wäre aber ein Ersatz von Benzin-Autos mit E-Autos. Zusätzliche E-Autos bringen keine Nachhaltigkeit! Leider zeigen Statistiken auch aus der Schweiz, dass E-Autos häufig nur als Zweit-Autos gekauft werden.

Der Sustainability Report von 2016 versucht alles aufzulisten, auch noch das kleinste Detail, was irgendwie mit Nachhaltigkeit zu tun haben könnte. Nett ist z. B. folgendes:

We have a hot tap in the office which saves energy and costs. The cost of the hot tap is approximately one penny per litre according to Quooker, and the price to boil a kettle (on average holds 1.5 litres) is around 2.5p per boil, according to npower. Hot taps can save around 100 litres of water a year and save on the intensive energy process to boil the kettle. (…)

All of our printers are set to grayscale and double sided.

Formula E Sustainability Report 2016, p. 34

Immerhin!

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