Ein städtisches Energiewerk macht auf einem öffentlichen Tram Werbung für einen privaten kommerziellen Anlass zur Förderung von Elektro-Autos? Echt jetzt?

Publiziert von Komitee Formel-E ade am

Niemand bestreitet, dass das Formel-E-Rennen neben grossen Gewinnen auch darauf abzielt, das Image von Elektro-Autos zu verbessern. Elektro-Autos sind aber ein Teil des MIV (motorisierter Individualverkehr). In der Stadtberner Politik herrscht grossmehrheitlich der Konsens, dass der MIV zuerst möglichst vermieden werden soll. Das heisst, möglichst viel Verkehr soll auf den Langsamverkehr und den öffentlichen Verkehr umgelagert werden. Nur der verbleibende, nicht vermeidbare MIV soll elektrifiziert werden. Deshalb passt das E-Autorennen auch so schlecht zur Öko-Politik der Stadt Bern. Dass EWB dies zum Teil noch nicht verinnerlicht hat, zeigt auch der Titel der heute verschickten Medienmitteilung: «Mit dem «Formel-ewb»-Tram auf der Überholspur». Eine Überholspur? Für ein Tram? Eine Überholspur in der Stadt? Die Velo-Offensive der Velo-Hauptstadt lässt grüssen! Überholspuren werden heute sinnvollerweise zu breiteren Velo-Streifen umgenutzt!

Und nun liebäugelt der städtische Stromversorger mit dem zusätzlichen Strom, den er verkaufen könnte, wenn mehr E-Autos auf Berns Strassen kursieren würden? Er sitzt damit der Propaganda der E-Prix-Maschinerie auf, die behauptet, ihr Ziel sei eine Förderung der E-Mobilität. Dabei geht es sowohl den dahinter stehenden Firmen primär darum, mehr zu verkaufen und mehr zu verdienen.

Der städtische Stromversorger fördert damit eine private kommerzielle Wertschöpfungskette. Wer bezahlt die Aufwände dafür? Zahlen wir Bürger_innen mit unseren Tram-Billets oder mit unserer Stromrechnung dafür, dass unser Tram mit Werbung für einen klimaschädlichen Anlass verklebt wird? Falls tatsächlich die Bevölkerung bezahlt, fordern wir vom Komitee «Formel-E ade» gleich lange Spiesse, sprich einen umweltschonenden «Formel-E ade»-Elektrtobus. Im Gegensatz zu Formel-E Rennen wäre dies nämlich ein zukunftsgerichtetes Anliegen.

Es bleibt zu hoffen, dass das Tram im «Retro-Rennwagen»-Look allen Betrachtenden nochmal in Erinnerung ruft: MIV ist so was von Retro!